Unser Erbe – unsere musikalische Muttersprache.

Das Motto der Kapellensektion bringt das grundlegende Wert zum Ausdruck, an dem festhaltend sich die Sektion für die ungarndeutsche Musik pflegende und bewahrende Kapellen landesweit engagiert.

Im Leben der Ungarndeutschen spielen die Musik und das ausgelassene Feiern eine zentrale Rolle. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte noch fast jede ungarndeutsche Ortschaft eine Kapelle oder zumindest einen Musik liebenden Freundeskreis. Es kam oft vor, dass es in diesen Gemeinschaften ein Akkordeonist ein Zimbalspieler, ein Klarinettist, ein Kontrabass- oder Tubaspieler angefangen hatte zu spielen, und ihm schlossen sich die Musikerfreunde an. Schnell bildete sich eine kleine Kapelle, die auf den Schwabenbällen und Veranstaltungen der Gegend für gute Stimmung sorgte.

So bildeten sich aus den Musik liebenden Familien Musikerdynastien aus, in denen die Liebe zur Musik vom Vater an den Sohn weitergegeben wurde.

Die Mitglieder dieser Musikerdynastien übernahmen nicht nur das musikalische Erbe ihrer Vorfahren, sondern bereicherten mit ihren eigenen Kompositionen die schwäbische Musikkultur und trugen dadurch zu deren Entwicklung bei. Sie brachten  nicht nur die Pflege der schwäbischen Musik voran, sondern machten auch die kirchliche und weltliche Musikliteratur bekannter.

Die Kapellensektion verfügt über zwei Untersektionen: die Sektion für Kleinkapellen und die Harmonikasektion.

 

Die Tätigkeiten der Kapellensektion:

– Sie legt großen Wert auf die Wertrettung, das Sammeln, die Aufarbeitung und das Archivieren alter musikalischer Motive.


Treffen der Musiker mit alten Instrumenten

Seit 2003 findet jedes Jahr das „Treffen der Musiker mit alten Instrumenten” statt. Die Sektion hält es für wichtig, dass die älteren Musiker mit umfangreichem Wissen, die noch auf alten schwäbischen Instrumenten wie Knopfharmonika, Mundharmonika, Hackbrett spielen können, ihr Wissen und Können zum Gemeingut machen. Durch das Ausfindigmachen „alter Musiker” und das Kennenlernen ihres Könnens könnten die jungen Musiker Lust bekommen das Musizieren auf alten Instrumenten zu erlernen.


Harmonikawoche – Fachcamp des Harmonikaorchesters des Landesrates

– Die Sektion gründete 2008 das Harmonikaorchester des Landesrates, um den ungarndeutschen Musikernachwuchs heranzuziehen. Die Formation wirkt als eine repräsentative Kapelle. Die Sektion organisiert jedes Jahr die „Harmonikawoche”, damit die jungen Musiker über die Traditionspflege hinaus auch auf das Knüpfen von Kontakten und die Gemeinschaftsbildung viel Wert legen können.


Familienmusik – Treffen der ungarndeutschen Familienmusiker

– Seit 2009 findet jedes Jahr das „Familienmusik” genannte Treffen der ungarndeutschen Familienkapellen und Musikerdynastien statt. Die familiären Bindungen und die Freude an dem gemeinsamen Musizieren helfen die Musikkultur der Vorfahren zu eigen zu machen und zu bewahren. Es ist eine einzigartige Möglichkeit das „Familiengold” von unseren Vorfahren zu übernehmen. Diesen Wert muss man hochheben und den jüngeren Generationen bewusst machen, wie wichtig es ist, diesen Musikschatz zu bewahren und ihn ihren Kindern vorzustellen.

– Die Sektion bemüht sich kontinuierlich die ungarndeutsche musikalische Muttersprache in breiten Kreisen vorzustellen, sie zu bewahren und beliebt zu machen.

– Die Schwabenkapellen unterstützen auch das Wiederbeleben des Glaubenslebens in der deutschen Muttersprache durch ihre Beteiligung an kirchenmusikalischen Veranstaltungen.

– Die Sektion fördert mit Weiterbildungen das musikalische Können und Wissen der Kleinkapellen.

– Das Starten einer Steirerzither-Schulung steht im Strategieplan der Sektion für die Zukunft.


Mit Qualifikationssystem für die kontinuierliche Entwicklung

Ähnlich wie in den anderen Sektionen sichert auch die Kapellensektion durch das vom Landesrat erarbeiteten Qualifikationssystem die kontinuierliche Entwicklung der Kapellen und regt sie zur niveauvollen fachlichen Arbeit an.

Für die Qualifikationsveranstaltungen können sich die Kapellen für drei Kategorien anmelden:

Dorfmusik: Die Kategorie der Kapellen, die die traditionelle schwäbische Blasmusik spielen. Die Kapellen präsentieren für ihre Region charakteristische Stücke auf für die Region typischen Instrumenten und in stilgerechter Bearbeitung beziehungsweise stilgemäßem Vortrag.

Blasmusik: Die Kategorie der Kapellen, die für Blaskapellen bearbeitete traditionelle schwäbische Musik spielen.

Künstlerstufe: Die Kategorie der Kapellen, in denen die überwiegende Mehrheit der Mitglieder junge professionelle Musiker sind. Die Kategorie wurde gegründet, damit auch die Amateurkapellen eine Möglichkeit erhalten, bei der Qualifikation anzutreten.

 

Landestreffen der ungarndeutschen Blaskapellen

Der Landesrat veranstaltet jährlich in Rotationssystem ein Landesfestival so für die Jugend- wie für Erwachsenengruppen, jedes Jahr für eine andere Sektion. Die hervorgehobene Veranstaltung der Kapellensektion ist das Landesfestival der ungarndeutschen Blaskapellen, an dem die Kapellen aus 13 Regionen, die die höchste Qualifikationsstufe erreichten, ihr Repertoire zeigen können.

 

Josef-Gungl-Preis

Die Kapellensektion des Landesrates gründete einen Preis als Anerkennung für talentierte Musiker und Vorbilder der Ungarndeutschen. Der Preis wurde nach dem Komponisten Josef Gungl benannt.

Die Auszeichnung können solche anerkannten Musiker erhalten, die mit ihrem Schaffen außergewöhnliche Erfolge in der Pflege und Bewahrung der musikalischen Muttersprache der Ungarndeutschen beziehungsweise in der Fortbildung der Fachpersonen der ungarndeutschen Musikszene erzielten.

Der Preis – der in außergewöhnlichen Fällen auch nicht ungarischen Staatsbürgern verliehen werden kann – wird dreijährig beim Landesfestival überreicht.

Der Namensgeber des Preises: Josef Gungl, Komponist

Der ungarndeutsche Musiker, Chefdirigent und Komponist wurde in Berlin, Bayern, Russland und in den USA als der donauschwäbische Johann Strauss gefeiert. Er ist 1809 in Zsámbék/Schambek geboren und 1889 in Weimar verstorben. Gungl komponierte mehr als 400 Werke – Tanz- und Unterhaltungsmusik -, die bis heute nichts von ihrem Charme verloren haben. Sein fruchtbringendes musikalisches Talent und seine zahlreichen Kompositionen brachten ihm den Titel Musikdirektor des Preußischen Königs und das Eiserne Kreuz Österreichs ein.

Die Preisträger der Kapellensektion:

2023
József Schwartz / Bogdan
István Geiger / Madaras
Tamás Farkas / Szárliget

2018
József Károly Wennesz / Jánossomorja
József Fritz / Paks

2015
János Feldhoffer / Pilisvörösvár・Werischwar
István Czehmann / Mecseknádasd・Nadasch

István Bagoly / Vecsés・Wetschesch
Ferenc Csincsi / Balatonfüred (posthum)

2012
József Fazekas sen. / Vecsés・Wetschesch
József Kovács / Vecsés・Wetschesch
András Wölfling / Babarc・Bawaz
Anton Mausz  / Majs・Maisch
Chefdirigent: Tibor Hoffer, Imre Szabó / Vecsés・Wetschesch

2009
József Apaceller / Pécsvárad・Petschwar
Gábor Pecze  / Máza・Mase
Vilmos Auth / Pécs・Fünfkirchen
László Bán / Törökbálint・Großturwall

2006
János Fódi / Csolnok・Tscholnok
Árpád Apáthy / Nagyárpád・Großarpad
Dr. Erich Sepp / Höhenkirchen-Siegertsbrunn
Siegfried Rundel / München
Robert Rohr / München

2003
Martin Schadt / Nagymányok・Großmanok
Ferenc Gasteiger / Pécsvárad・Petschwar
Pál Parókai / Óbuda・Altofen
István Nick /  Pilisvörösvár・Werischwar
Ferenc Horváth / Sopron・Ödenburg
Chefdirigent: Sándor Acsai / Mór・Moor

2000
György Ahmann / Babarc・Bawaz
János Brundhuber / Pilisszentiván・Sanktiwan bei Ofen
Mihály Son / Mohács・Mohatsch
Martin Peregin / Pilisvörösvár・Werischwar
József Selmeci / Csolnok・Tscholnok
Henrik Bechtl / Máza・Mase
Chefdirigent: László Bán / Törökbálint・Großturwall

1997
Anton Farkas / Soroksár・Schorokschar
Konrad Freitag / Hásságy・Haschad
Sebastian Krachenfelser / Hetvehely・Hetfel
Ernő Báldi-Grosz / Dorog・Daurog
Ernő Maros / Sopron-Ágfalva・Ödenburg-Agendorf
Chefdirigent: János Fódi / Csolnok・Tscholnok