Eine Woche lang, vom 30. Juni bis zum 6. Juli, erfüllten Akkordeonmusiker die Gegend um das Haus Leimen in Maan mit Musik und Leben.
Auch in diesem Jahr wurde den Musikern ein reichhaltiges Programm mit professionellem Inhalt geboten. Diesmal wurde das Programm um eine theoretische Ausbildung ergänzt, die den Amateurmusikern eine solide Grundlage bietet und ihren musikalischen Horizont erweitert. Die beiden fachlichen Leiter des Camps, Dávid Solymosi und Norbert Sax, legten gemeinsam die Kurve der fachlichen Entwicklung der Woche fest.
Die Musiker kamen aus dem ganzen Land, aus insgesamt 16 Ortschaften. Tschepele, Großwaschon, Maan, Taks, Kalasch, Tscholnok, Wetschesch, Harast, Hidikut, Pußtawam, Werischwar, Tschip, Waschludt, Labeland und Leinwar waren vertreten.
Besonders freuten sie sich über die Erstteilnahme eines jungen Musikers sowie über die Anwesenheit zweier weiterhin „jung gebliebenen“ Akkordeonisten, Tamás Tóth aus Pestelisabeth und József Miringer, der aus Wien anreiste!
Der spannende Teil des Camps ist jedes Jahr, was für eine musikalische Harmonie nach dem einwöchigen gemeinsamen Schaffen entsteht, da das Ad-hoc-Akkordeonorchester keine regelmäßigen Proben hat und sich nur einmal im Jahr trifft. Die Teilnehmer entwickeln und verfeinern ihre Fähigkeiten bis zum Ende des Camps, und beim Abschlusskonzert zeigen sie, was sie von ihren fachlichen Leitern und voneinander lernten. Dies stellt sie oft vor Herausforderungen, aber wie es sich auch dieses Jahr herausstellte, sie haben die wieder erfolgreich gemeistert. Die Belohnung blieb nicht aus, denn sie gaben vor ausverkauftem Haus ein Abschlusskonzert und erhielten tobenden Beifall.
Eines ist sicher: Das eingebrachte Wissen wurde durch die fachkundigen Leiter, Dávid Solymosi und Norbert Sax, geprägt. Norbert Sax bewertete die gemeinsame Arbeit am Ende der Woche folgend:
„Während des diesjährigen Camps habe ich mit Freude festgestellt, dass das Orchester unter der gut gelaunten und zielstrebigen Leitung von Dávid Solymosi immer stilvoller und präziser die schwäbische Melodien spielt und die Erfahrungen aus den vergangenen Camps reifen.“
Mit Norbert Sax analysierten sie die professionellen Aspekte der Chorbegleitung und tauschten Erfahrungen aus. Sie erörterten ausführlich die Situationen, die zu empfehlen oder zu vermeiden sind. Die vorgeschlagenen Lösungen wurden sofort gemeinsam erprobt.
Sándor Kaszás, einer der führenden Persönlichkeiten in der Welt der ungarndeutschen Musik und Vorsitzender der Kapellensektion des Landesrates, besuchte das Camp ebenfalls. Als erfahrener Lehrer teilte er viele nützliche Ideen und Techniken mit den Akkordeonisten. Er hielt einen Vortrag über die stilistischen Merkmale der ungarndeutschen Blasmusik. Es wurden mehrere Musikstile behandelt: Polka, Walzer, Ländler, Mazurka, Marsch und Schnellpolka, mit besonderem Augenmerk auf die Franzl-Polka und den Schön Walzer, beide Bearbeitungen von Johann Fódi aus Tscholnok. Auch die Rolle der Melodie, der Verzierungen und der Bassbegleitung wurden besprochen und die Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen dem Mundharmonikaorchester und dem Blasorchester wurden verglichen. Es war immer Zeit, die Theorie in der Praxis auszuprobieren und zu erleben.
Neben der beruflichen Weiterentwicklung ist das Camp auch ein Ort für Gemeinschaftsbildung und Erfahrungsaustausch. Im Zeichen der Zusammengehörigkeit spielte das Orchester das Stück „Du bist mein Freund“ und brachte damit die Verbundenheit zum Ausdruck, die den aus dem ganzen Land angereisten Akkordeonisten verbindet.
Nach einer Woche voller Entwicklung und fröhlichen Musizierens war das Abschlusskonzert am Abend des 6. Juli der Höhepunkt.
Das Publikum hörte zunächst einen Marsch aus Schorokschar, eine Komposition von Antal Farkas, gefolgt von der Franzl-Polka, die während der Woche eingehend analysiert und geübt worden war.
In diesem Jahr blickte man bei der Auswahl der Stücke auch über die Grenzen des Landes hinaus. Die Anwesenden wurden über die Ursprünge einiger populärer Stücke aufgeklärt, von denen man bisher annahm, dass es sich um original ungarndeutsche Melodien handeln würde. Ein Grund dafür ist, dass die Kapellen früher die Stücke nach Gehör einstudierten, und wenn eines ihnen gefiel, lernten sie es, vertonten es selbst und gaben ihm einen völlig anderen Titel als das Original. Ein Beispiel dafür ist das Stück Brauchst du einen Mann, Ilse?, dessen Originalversion eine tschechische Polka namens „Tausend süße junge Mädchen“ ist. Eine ähnliche Geschichte wurde über den bekannten Marsch Frohe Jugend erzählt, von dem man ebenfalls annahm, ein ursprünglich ungarndeutsches Stück zu sein.
Die Südböhmische Polka wurde von Dávid Solymosi als das schwarze Schaf des Konzerts und eines der Lieblingsstücke des Orchesters bezeichnet. Diese Polka ist in allen schwäbischen Dörfern bekannt und man pflegt mit leuchtenden Augen zu sagen: „Das ist unsere Musik!“. Das Stück hat mehrere Titel, wie Polka Nr. 2 oder Polka aus Sanktiwan, aber wie wir erfuhren, ist das Original eine tschechische Komposition. Dávid Solymosi erinnerte sich mit Stolz daran, dass sie 2019 in Soběslav die Gelegenheit hatten, das Stück in der Anwesenheit des Komponisten, Ladislav Kubés, zu spielen. Die Mitglieder des damaligen Harmonika-Orchesters hatten das Stück so lieb gewonnen, dass es seitdem im Repertoire steht.
Neben den Polkas war der Walzer das zweite Hauptthema des Camps. Die Musiker erarbeiteten detailliert und analysierten den Schön-Walzer, der beim Abschlusskonzert wunderschön vorgetragen wurde.
Mit dem Walzer Treue Klänge, gedachte das Orchester dem Initiator des Lagers, István Geiger, der leider in diesem Frühjahr verstorben ist.
„Musik ist nur lebendig, wenn sie gespielt wird, wenn du deine Noten in einer Schublade aufbewahrst, wird sie sterben.“ /Geiger István/
Seinem Rat folgend bedankte sich der Landesrat bei den beiden fachlichen Leitern des Camps für ihre Arbeit mit einer Sammlung von Noten aus Mohatsch, darunter auch Stücke für Blasorchester, die für Akkordeon bearbeitet wurden. Diese Kompositionen sollen ihr Repertoire erweitern. Es ist wichtig, dass sie die Noten verwenden, die alte ungarndeutsche Musik spielen und so unser musikalisches Erbe im Alltag lebendig halten.
Das Akkordeonorchester hatte einen großen Erfolg, denn es musste zweimal beim großen Beifall dem Publikum Zugabe spielen.
Die Fortbildung wurde durch das Bundesministerium des Innern (BMI) und der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen sowie der Regierung Ungarns gefördert.
Galerie







































