Die Volkstanzwoche bietet den Tänzerinnen und Tänzern ein reichhaltiges und vielfältiges Themenangebot

2024.08.24. | Landesrat Nachrichten, Tanz Nachrichten, Unkategorisiert

„Wenn du unseren Tanz siehst, hörst du die Worte unseres Herzens.

Daran konnte niemand zweifeln, der an einem beliebigen Tag der Volkstanzwoche einen Blick in die Säle der Petschwarer Burg warf, selbst wenn er nur zu einem eintägigen Tagesseminar gekommen war. Denn es lauschten begeisterte und wissbegierige Tänzerinnen und Tänzer aufmerksam den Dozenten oder übten fleißig die neuen Choreografien.

In der ersten Augustwoche brachte das diesjährige Tanzfestival fast fünfzig Teilnehmer aus zwanzig Gemeinden zusammen, die die von hervorragenden und engagierten Fachleuten gehaltenen Vorträge und praktischen Übungen besuchten.

Betrachtet man nur die wachsende Teilnehmerzahl und die gute Atmosphäre der Veranstaltungen, die teambildenden Gespräche an den Abenden, so kann festgestellt werden, dass das neue Ausbildungskonzept der Volkstanzwoche, das im vergangenen Jahr konzipiert wurde, eine Erfolgsgeschichte ist.

Hervorzuheben sind sicherlich die Kreativität und das langfristige Denken von Julianna Szabó, der Vorsitzenden der Tanzsektion, und die Kontakte der Tanzsektion in die Tanzbranche, die dazu beitrugen, dass ein so hochwertiger Fortbildungskurs zustande kam. In Anknüpfung an die Themen des letzten Jahres und auf der Suche nach Antworten auf neue Fragen, die sich seither ergeben haben, wurden die Themen der Vorträge und Übungsstunden festgelegt.

Die wichtigsten fachlichen Ziele bestanden darin, den Tanzgruppenleiterinnen und -leitern sowie aktiven Tänzerinnen und Tänzern dabei zu helfen, ihren Tanzalltag zu organisieren, und zwar sowohl in Bezug auf das Wissen als auch auf die Methodik.

Die Frage nach dem „Wie?“ war eine Herausforderung für die Organisatoren, denn das System der eintägigen Seminare bedeutete, dass sie eine flexible Thematik entwickeln mussten, so dass jeder Programmblock für sich stehen konnte, da nicht unbedingt dieselben Tänzer an den Seminaren an aufeinanderfolgenden Tagen teilnahmen.

Außerdem mussten sie das Fachmaterial auf die unterschiedlichen Wissensstände der Teilnehmer abstimmen. Eine wichtige Überlegung war, dass auch Teilnehmer, die nur über Grundkenntnisse verfügten, von dem Camp profitieren und nützliches Wissen mit nach Hause nehmen können.

Das Hauptmotiv der Woche war, Antworten zu finden, wie unsere geistige und tänzerische Kultur weiterlebt, wie wir sie an unsere Nachkommen weitergeben, und zu erkunden, was wir in diesem Bereich noch zu tun haben. Eines ist klar geworden: Um die ungarndeutsche Tanzkultur zu bewahren, ist der erste und wichtigste Schritt, einen guten Überblick über das zu bekommen, was uns zur Verfügung steht. Wir müssen die vorhandenen Materialien, Sammlungen und Ressourcen erkunden. Dazu müssen wir sehen, was für archive und lokale Materialien neben den in Archiven und Publikationen auffindbaren Dokumentationen darauf warten, aufgearbeitet zu werden. Wir möchten sie dann den Nutzern in einem geeigneten Format zur Verfügung stellen.

Während der Woche wurde versucht, lokale Tänze aus den umliegenden Dörfern zu erlernen, dazu wurden praktizierende Tanzlehrer eingeladen.

Die Woche begann mit den sogenannten Grundtänzen. László Nagy, Tanzlehrer und Choreograf aus Maratz, stellte die Varianten der Figurentänze in den verschiedenen Siedlungen vor. Es ist ein wichtiges Ziel, dass diese Tänze nicht nur als Kindertänze weiterleben, sondern sie wieder zu einem Bestandteil von Tanzveranstaltungen gemacht werden, wie sie es früher waren.

Im Laufe des Tages führte Anett Wölfling die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann in die Bawarzer-Tänze ein und gab ihnen Anregungen, wie diese weiterverknüpft werden könnten. Am Mittwochabend führten die Nadascher Tänzer unter der Leitung von Zsuzsanna Hernesz-Hajdú die Motive der Tänze aus Haschad den Anwesenden vor, die diese anschließend auch erlernen konnten. Am Donnerstag brachte Ilona Köhler-Koch die Kindertänze aus ihrer Choreographie „Kinderfasching in Zickaumit.

Am Dienstag brachten Michael Mausz und seine Tochter Judit Mausz den Teilnehmern die komplette Choreographie „Tänze aus Wemend” von Michael Mausz bei, und der Choreograph gab einen historischen Überblick über die Geschichte und das System der deutschen Tänze in Ungarn.
In der Mitte der Woche folgte die Theorie des Choreographierens, die textliche Beschreibung der Tänze und das Lesen der Choreographiebeschreibungen.

Am Mittwoch konnten die Teilnehmer unter Anleitung von Frau Huszák und ihren Helfern aus Inselneudorf erlernen, wie man anhand einer konkreten Choreografie Tanztexte liest und schreibt. Damit sollte sichergestellt werden, dass die bereits niedergeschriebenen Choreografien nicht in Vergessenheit geraten. Das Ziel der Schulung war, den Schöpfern und Sammlern die notwendige Unterstützung bei der Aufzeichnung der Werke zu geben, um unsere Tanzkultur bewahren zu können.

Alexandra Korom, eine Tanzforscherin aus Segedin, Doktorandin in Tanzanthropologie, nahm zum zweiten Mal an der Tanzwoche teil und führte die Tänzer auf der Grundlage ihrer kürzlich veröffentlichten Forschungsarbeit in die Methodik der Tanzforschung ein und erinnerte an den kritischen Umgang mit Quellen. In einem separaten Workshop berichtete sie über die Fallstricke, auf die sie bei ihrer spezifischen Forschungsarbeit in Hajosch gestoßen ist.

Ildikó Winhardt aus Wudersch bearbeitete während ihrer Laufbahn mehrere Aufnahmen in mehreren Siedlungen aus dem Petermann-Archiv. In ihrem Vortrag stellte sie ihre eigene Erfahrungen vor und brachte die bearbeiteten Tänze im Rahmen eines Tanzhauses bei Live-Musik den Anwesenden bei.

Um authentische ungarndeutsche Tänze tanzen zu können, sind die passende Tracht, die richtige Musikauswahl und die Betonung des Liedrepertoires unerlässlich.

Johanna Tengler aus Maratz berichtete in diesem Zusammenhang über ihre Forschungen zur Maratzer Tracht und gab ein gutes Beispiel dafür, wie man die alte Trachtenkultur unserer Siedlung erforschen und untersuchen kann.

Mónika Fazekas-Gombár aus Wetschesch hielt einen Vortrag über ihre Arbeit zur Erfassung der Wetschescher Liedersammlung und deren Methodik sowie über das als Ergebnis ihrer Arbeit veröffentlichte Liederbuch und unterrichtete Lieder aus der Sammlung im Ortsdialekt.

Der Dirigent und Vorsitzender der Blasmusiksektion des Landesrates,  Sándor Kaszás aus Sóskút, sprach über die Besonderheiten der ungarndeutschen Volksmusik und veranschaulichte anhand praktischer Beispiele, worauf bei der Musikauswahl zu achten ist, um Fehler zu vermeiden.

TanzgruppenleiterInnen werden öfter gebeten, ein Tanzhaus zu leiten, auch das hat seine Methode. Mira Gölcz (Leinwar) stellte ihre eigene gut bewährte Praxis vor.

Julianna Szabó, Vorsitzende der Tanzsektion, sprach in ihrem Vortrag über die Möglichkeiten, sich dem Projekt „Landesrat – Verlag– das sich abzuzeichnen scheint – von Seiten des Tanzes anzuschließen. Wir möchten eine digitale Datenbank schaffen, die den Nutzern den Zugang zum ungarndeutschen Tanzgut ermöglicht. Außerdem würden wir dadurch Urhebern, die bereit sind, ermöglichen, ihre Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. All dies setzt natürlich die Anwendung des Urheberrechtsschutzes und eine rechtlich korrekte Haltung der Nutzer voraus. Dies erfordert eine angemessene Ausbildung der Partner.

Die Entwicklung eines geeigneten Ausbildungssystems, die professionelle Unterstützung von Tanzpädagogen, die mit Kindergruppen arbeiten, die Frage der institutionellen Tanzausbildung und die Fortbildung von Tanzpädagogen wurden ebenfalls als weitere Aufgaben genannt. Wir werden weiter über Ideen und Initiativen nachdenken, um all das zu lösen.

Insgesamt erwies sich die diesjährige Volkstanzwoche, wie auch in den Vorjahren, als eine sehr sinnvolle Fortbildungsveranstaltung mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten, die den Qualitätsanspruch des Landesrates verkörpert und sein hochwertiges Ausbildungssystem untermauert.

Die Veranstaltung wird durch Bundesministerium des Innern und für Heimat, der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, der Petschwarer Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung und der Regierung Ungarns gefördert.

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